Ich erinnere mich noch genau. Es war dieser eine Moment, der mich in den Papa-Kosmos katapultiert hat wie ein Katapult aus Windeln und Unsicherheit. Das erste Mal Windelwechsel. Voller Elan. Voller Stolz. Und, wie sich rausstellte: voller Naivität. Ich dachte wirklich, das wird ein Klacks. Ich mein – Windel auf, sauber machen, neue Windel drauf, fertig. Wie schwer kann das sein? Tja, mein Freund, halt dich fest. Denn der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist bei Babypopos etwa so groß wie zwischen einem Ikea-Aufbauvideo und dem echten Zusammenbau.
Der Moment, in dem ich dachte: „Wie schwer kann das schon sein?“
Meine Frau lag nach der Geburt noch erschöpft im Bett, das Baby war ein paar Stunden alt, winzig, zart und irgendwie immer leicht muffelig nach Fruchtwasser und Milch. Die Schwester fragte: „Möchten Sie mal die Windel wechseln?“ Und ich, übermotiviert wie ein Erstklässler mit Schultüte: „Klar! Ich mach das!“
Was ich nicht bedacht hatte: Ich hatte noch nie in meinem Leben eine Windel gewechselt. Also wirklich: null. Ich war der Jüngste in der Familie, Freunde mit Babys hatte ich bis dahin auch eher vom Hörensagen gekannt. Und die Puppe im Geburtsvorbereitungskurs war nicht annähernd so lebendig. Oder so laut. Oder so unberechenbar. Vor allem nicht mit diesem Blick, der dir sagt: „Na, zeig mal, was du kannst, Großer.“
Die Lagebesprechung mit einem explosiven Ausgang
Ich rollte also den Wickeltisch ran, legte das Baby drauf, riss die Klettverschlüsse auf – und war sofort völlig überfordert. Dieser Geruch. Diese Konsistenz. Dieses Leben da vor mir, das plötzlich anfing zu strampeln. Ich versuchte, cool zu bleiben, griff nach den Feuchttüchern, die ich in der falschen Richtung rauszog, woraufhin mir ein ganzer Schwall entgegenflatterte. Ich hatte weder System noch Plan. Nur Hektik. Und Schweiß.
Ich wischte hektisch. Nicht gründlich. Irgendwas blieb übrig. Irgendwas schmierte ich weiter. Das Kind schrie. Ich schwitzte. Meine Brille beschlug. Und genau in dem Moment, als ich dachte, jetzt ist alles sauber – kam die Nachladung. Ein nasser Strahl, direkt auf meine frisch gekaufte Sweatjacke. Und auch ein bisschen ins Gesicht. Jep. Full Package.
Ich stand da wie ein begossener Pudel mit Babykacke auf dem Handrücken. Die Schwester kam rein, grinste nur und sagte: „Willkommen im Club.“
Und als wäre das nicht schon peinlich genug, machte das Baby noch ein kleines, zufriedenes Glucksen, so als würde es sagen: „Gut gemacht, Papa. Jetzt bist du offiziell dabei.“
Warum man manchmal einfach versagen muss
Nach diesem Debakel hätte ich sagen können: „Ich mach das nie wieder.“ Stattdessen sagte ich: „Okay, ich versuch’s nochmal.“ Und beim zweiten Mal lief es schon ein bisschen besser. Beim dritten Mal war ich zwar immer noch nervös, aber ich wusste wenigstens, wo vorne und hinten ist. Ich hatte verstanden, dass man das Klettband nicht zu fest zieht, dass man nie – wirklich NIE – den Po unbedeckt lässt, wenn man noch etwas holen muss. Und dass Babys zielen können. Mit absoluter Präzision.
Nach dem fünften Mal konnte ich sogar währenddessen auf Fragen antworten. Nach dem zehnten Mal hab ich bei offener Windel das Kuscheltier wieder eingesammelt, ohne das Baby fallen zu lassen. Und inzwischen? Inzwischen kann ich eine Windel im Halbdunkeln wechseln, mit einer Hand, während ich mit der anderen einen Keks reiche. Manchmal auch im Auto. Oder auf einer Parkbank. Oder mitten in einem Wald.
Was ich gelernt habe? Dass man als Papa nicht perfekt starten muss. Dass Fehler okay sind. Und dass es ganz normal ist, wenn man beim ersten Windelwechsel mehr Feuchttücher auf dem Boden verteilt als am Kind. Und ganz ehrlich: Die meisten Kinder überleben auch eine Windel, die etwas schief sitzt. Solange man sie mit Liebe wickelt und danach nicht vergisst, sich selbst auch mal zu entspannen.
Heute wechsle ich Windeln wie ein Weltmeister. Schnell, sicher, manchmal sogar mit einem Lied auf den Lippen. Meine Spezialmoves: der „Popo-Wisch-mit-Schlenker“, das „Einrollen-mit-Klettgriff“ und mein Klassiker: „Das Backup-Body-Hochziehen ohne Baby zu wecken“. Ich habe sogar ein internes Ranking meiner besten Wickel-Momente. Ganz oben: der Wechsel auf einem Festivalgelände im Regen. Mit Stirnlampe.
Und ich erinnere mich an diesen ersten, schiefgegangenen Versuch mit einem Lächeln. Weil er dazugehört. Weil er zeigt: Ich hab angefangen. Ich hab’s gewagt. Und das ist doch das, was zählt. Nicht die Perfektion, sondern das Tun. Das Dranbleiben. Das Lächeln trotz allem.
Also, an alle werdenden Väter da draußen: Wenn du beim ersten Mal versagst – willkommen im Club. Du bist jetzt offiziell Papa. Und das ist das Beste, was dir passieren kann. Es gibt keine Medaille für den saubersten Windelwechsel, aber jede Menge Herz für den Versuch.