Es gibt Papa-Momente, die prägen sich tief ein. Nicht wegen ihrer Perfektion, sondern wegen ihrer gnadenlosen Ehrlichkeit. Und ja, dieser Moment, in dem ich zum ersten Mal alleine unser Baby gebadet habe – und dabei das verdammte Handtuch vergessen habe – war genau so einer. Ich dachte, ich wäre vorbereitet. Ich dachte, ich wäre clever. Aber wie sagt man so schön? Hochmut kommt vor dem Bad.
Der Plan war gut. Wirklich.
Ich hatte alles vorbereitet. Das Wasser war schön warm (nicht zu heiß, mit dem Ellenbogen getestet wie ein Profi), die Babywanne stand sicher auf dem Ständer, das Lieblingsbadethermometer war in Form einer quietschgelben Ente am Start. Sogar leise Hintergrundmusik lief – Spotify-Playlist: „Chilliges Baden für Mini-Menschen“.
Meine Frau war kurz mit der Großen beim Kinderarzt, ich wollte sie überraschen und zeigen: Ey, ich hab das im Griff! Ich bin nicht nur der Typ für Windelwechsel und Spielplatz-Baggerduelle, ich kann auch Babybad. Easy.
Ich hatte mir vorher sogar ein YouTube-Video reingezogen: „So badest du dein Neugeborenes sicher und stressfrei.“ Spoiler: Ich hab alles gemacht wie im Video. Nur einen winzig kleinen, entscheidenden Punkt hab ich übersehen. Aber dazu gleich mehr.
Und dann kam das Wasser ins Spiel
Das Reinzusetzen klappte erstaunlich gut. Kein Geschrei, kein Gestrampel, nur dieses skeptische Papa-was-machst-du-Gesicht. Ich redete beruhigend auf unser Baby ein (wobei ich eher mich selbst beruhigte), plantschte vorsichtig mit den Fingerspitzen herum und versuchte, dieses glitschige kleine Wesen irgendwie liebevoll und gleichzeitig nicht lebensgefährlich zu reinigen.
Dabei wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie filigran so ein Baby eigentlich ist. Diese winzigen Zehen, die man kaum anfassen möchte, ohne Angst zu haben, sie versehentlich abzubrechen. Diese nassen Haare, die sich an den Kopf schmiegen wie bei einem frisch geschlüpften Entchen. Und diese Blicke. Dieses uralte Vertrauen, das mir aus zwei dunkelblauen Babyaugen entgegenschwappte. Ich war hin und weg. Und kurz davor, eine Träne zu verdrücken.
Tatsächlich hatte ich sogar kurz das Gefühl, ich könnte das jetzt beruflich machen. Vielleicht so als mobiler Babybad-Coach? „Ich komme mit Ente, Erfahrung und Einfühlungsvermögen“. Klingt doch super.
Aber genau in dem Moment, als ich Baby sanft aus dem Wasser hob, passierte es.
„Wo ist das Handtuch?!“
Ich stand da. Mit einem nassen, tropfenden, leicht fröstelnden Menschlein in meinen Armen – und suchte panisch mit den Augen das Handtuch ab. Das Handtuch, das laut Plan rechts neben der Wanne liegen sollte. Das Handtuch, das ich sogar extra auf die Heizung gelegt hatte, damit es schön warm ist.
Es war nicht da.
Es war überhaupt nirgends.
Nur ich, das nackte Baby und eine verdammt zugige Badezimmerluft.
Und jetzt? Ich konnte es ja nicht einfach wieder ins Wasser setzen. War ja nun halb fertig mit dem Baderitual. Also hielt ich es einfach weiter fest und versuchte krampfhaft, mich zu erinnern: Wo hatte ich das Ding bloß hingelegt?
Der Sprint durchs Haus
Was dann folgte, war eine Mischung aus Spiderman-Action und Slapstick: Mit Baby auf dem Arm, das immer rutschiger wurde, balancierte ich wie ein Wahnsinniger durchs Haus. „Nicht stolpern, nicht stolpern, bloß nicht fallen lassen…“
Ich rief innerlich: „Wo ist das verflixte Handtuch?!“ und entdeckte es schließlich – im Wohnzimmer. Auf dem Sofa. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht hatte ich es im Vorfeld dort zum „Bereitlegen“ hingelegt. Vielleicht wollte ich es nur kurz da hin tun. Vielleicht war ich auch einfach nur doof.
Ich schnappte es, rannte zurück, halb nackt, voll Adrenalin. Baby zitterte leicht. Ich war durchgeschwitzt. Und die Szene hätte in jeder Papa-Comedy ihren Platz gefunden.
Happy End mit Gänsehaut
Baby wurde schließlich doch noch abgetrocknet, gewickelt, geknuddelt. Alles gut gegangen. Kein Husten, kein Schnupfen, kein bleibender Schaden. Außer vielleicht bei mir.
Denn der Blick meiner Frau, als sie nach Hause kam und das Chaos sah – Wassertropfen auf dem Boden, das Sofa halb nass, mein Shirt durchgeschwitzt – der war unbezahlbar.
Sie sagte nur: „Du hast es versucht.“
Und ja, das hab ich. Mit Herz. Mit Schweiß. Und ohne Handtuch.
Und natürlich mit einem leicht gekränkten Stolz. Denn ich hatte gedacht, ich sei vorbereitet. Ich hatte gedacht, ich könnte das easy stemmen. Aber das Leben mit Baby zeigt einem eben immer wieder, wer der Boss ist. Und das ist meistens nicht der Papa.
Was ich gelernt hab
- Leg das Handtuch wirklich neben die Wanne. Nicht nur in Gedanken.
- Babyhaut ist glitschiger als nasse Seife. Respekt.
Und wenn du mal glaubst, du hast alles im Griff – kontrollier nochmal. Und nochmal.
Aber vor allem: So ein „Fail“ ist gar kein echter Fehler. Es ist einer dieser Momente, die man Jahre später lachend am Esstisch erzählt. Vielleicht sogar dem Kind selbst. Vielleicht sogar mit einem gewissen Stolz. Denn was zählt, ist nicht die Perfektion. Sondern, dass man es mit Liebe versucht hat.
Bonus: Der zweite Versuch
Beim zweiten Babybad – diesmal mit Zuschauerin Mama im Raum – hab ich es besser gemacht. Zwei Handtücher lagen bereit. Eins auf der Heizung, eins zur Sicherheit auf dem Wickeltisch. Ich war so übertrieben vorbereitet, dass es fast schon albern war.
Und natürlich lief alles wie am Schnürchen. Baby gluckste vor Freude, ich war entspannter und Mama grinste anerkennend. „Siehst du“, sagte sie, „geht doch.“
Und das tat es auch. Weil ich gelernt hatte. Auf die harte Tour, ja. Aber gelernt ist gelernt.