Papa-KolumneLeser erzählen: Papas berichtenIch bin alleinerziehender Papa – und liebe es

Ich bin alleinerziehender Papa – und liebe es

Ein Satz, den ich selbst vor ein paar Jahren noch nie ausgesprochen hätte

Erfahrungsbericht von Martin (39), alleinerziehender Vater eines Sohnes.

Bevor ich tiefer eintauche, will ich dir eines sagen: Ich erzähle dir hier keine Heldengeschichte. Eher eine mit verdammt vielen Stolpersteinen, einem Haufen Windeln und einer Portion Selbstironie. Denn so war mein Weg in die Vater-Solo-Nummer. Und wenn ich ehrlich bin: Ich hab mich da nicht freiwillig reingestürzt. Aber ich bin drin geblieben – und das mit ganzem Herzen.

Der Anfang war alles andere als leicht

Wenn du mir vor fünf Jahren gesagt hättest, dass ich irgendwann als alleinerziehender Vater durchs Leben stapfe, mit Brotdosen in der einen und Kuscheltier in der anderen Hand, hätte ich vermutlich gelacht. Oder nervös geguckt. Vielleicht beides. Denn die Wahrheit ist: Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt. Trennung, gemeinsames Sorgerecht, neue Routinen – das volle Programm. Ich stand da mit einem Mix aus Schuldgefühlen, Angst, Trotz und einer leisen Ahnung von „Jetzt muss ich da durch“.

Was keiner sagt: Du lernst in den ersten Wochen mehr über dich selbst als in den zehn Jahren davor. Wie du unter Schlafmangel funktionierst. Wie man mit einem Arm einen Einkaufswagen lenkt und mit dem anderen einen Wutanfall bändigt. Wie du plötzlich ganz automatisch an Wechselsachen im Rucksack denkst und immer weißt, wo das Lieblingskuscheltier zuletzt gesehen wurde. Du wirst vom Amateur zum Improvisationsprofi – ganz ohne Anleitung.

Plötzlich Papa in Vollzeit

Es gab keinen langsamen Übergang. Kein „Wir tasten uns mal ran“. Sondern direkt rein in den Alltag: Frühstück machen, Kind anziehen, arbeiten, abholen, kochen, spielen, ins Bett bringen. Repeat. Klingt nach einer Checkliste, war aber ein emotionaler Marathon. Ich war gleichzeitig Clown, Tröster, Koch, Lehrer, Taxifahrer und Seelensorger. Und oft genug: einfach nur müde. Aber – und das kam überraschend schnell – auch stolz wie Bolle.

Anfangs war ich oft überfordert – vor allem emotional. Da lag dieses kleine Wesen abends in seinem Bett, und ich fragte mich: Mache ich das richtig? Wird er irgendwann merken, dass ich manchmal keine Ahnung habe? Aber dann kamen die ersten „Papa, ich hab dich lieb“-Momente. Unverhofft. Ungefiltert. Und plötzlich wusste ich: Es geht nicht ums perfekte Vatersein. Es geht ums Dasein.

Zwischen Wutanfall und Wunder

Weißt du, diese ganz normalen Alltagsmomente? Wenn dein Kind beim Abendessen mit vollem Mund plappert, dich mit Zahnpasta beschmiert umarmt oder im Schlaf nach deiner Hand greift? Genau das. Diese Mini-Momente, die keiner sieht, aber alles bedeuten. Es sind auch die Situationen, wo ich mich frage: „Wie machen das eigentlich andere?“ – und dann feststelle: Jeder auf seine Weise. Und das ist okay.

Klar, es gibt auch die harten Tage. Wenn das Kind krank ist und du trotzdem arbeiten musst. Wenn du auf dem Spielplatz der einzige Papa bist. Oder wenn du beim Elternabend fragst: „Gibt’s eigentlich andere alleinerziehende Väter hier?“ und nur betretenes Schweigen erntest. Aber hey, genau in diesen Momenten merk ich: Ich steh das durch. Für mein Kind. Und für mich.

Manchmal wünschte ich mir, ich hätte jemanden zum Abklatschen, wenn wieder ein Tag geschafft ist. Aber meistens reicht mir ein Blick auf meinen Sohn, wie er zufrieden einschläft – das ist mein Applaus. Und ganz ehrlich: Besser als jeder Feierabend in der Kneipe.

Ich hab mich neu kennengelernt

Seit ich allein mit meinem Sohn lebe, hab ich Seiten an mir entdeckt, die ich vorher nie bemerkt habe. Geduld, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ein Organisationstalent, das selbst meine Mutter beeindruckt. Und eine emotionale Tiefe, die mich manchmal selbst überrascht. Ich bin nicht nur Papa, ich bin der Papa. Der, der da ist. Immer.

Ich hab gelernt, dass Gefühle zeigen nicht schwach ist. Dass man weinen kann – vor Überforderung, vor Erschöpfung oder weil das Kind dir einfach ein Bild malt mit der Aufschrift „Bester Papa“. Und das, obwohl du dich selbst manchmal eher wie der „gerade-so-ausreichende Papa“ fühlst.

Und ja, ich genieße es. Nicht jeden Moment (Zahnarzttermine, Windelunfälle und Wutanfall deluxe am Supermarktausgang sind kein Spaß), aber die Gesamtsituation? Die ist genau richtig. Weil ich mich nicht mehr frage, was ich alles verpasst habe, sondern was ich alles gewonnen hab.

Der Spagat zwischen Alltag und Ich-Sein

Was viele nicht sehen: Alleinerziehend sein ist auch ein permanenter Spagat. Zwischen Selbstaufgabe und Selbstfürsorge. Zwischen Lego-Steinen und Steuerbescheid. Ich hab gelernt, Hilfe anzunehmen (auch wenn’s anfangs schwer war), mir Auszeiten zu nehmen (auch wenn sie nur zehn Minuten dauern) und mir selbst zuzuhören. Denn ich kann nur dann ein guter Papa sein, wenn ich mich selbst nicht verliere.

Ich hab kleine Rituale eingeführt. Jeden Sonntag machen wir Pancakes. Nicht, weil ich Zeit habe – sondern weil es unser Moment ist. Und nach dem Zubettbringen nehme ich mir Zeit für mich. Ob Podcast, Serie oder einfach nur zehn Minuten in Stille. Das sind keine Fluchten – das sind Tankstellen.

Abends, wenn endlich Ruhe einkehrt, setz ich mich manchmal mit einem Bier aufs Sofa, schau auf das Chaos im Wohnzimmer und denke mir: „Läuft.“ Nicht perfekt. Aber echt.

Was ich anderen Papas sagen will

Falls du gerade selbst am Anfang dieses Weges stehst: Du packst das. Wirklich. Es wird nicht immer leicht, aber es wird deins. Deine eigene Art, Papa zu sein. Und du wirst Momente erleben, die dir keiner nehmen kann. Und wenn du mal zweifelst, schau in die Augen deines Kindes. Die werden dir sagen, ob du auf dem richtigen Weg bist.

Such dir andere Papas. Rede mit Freunden. Tausch dich aus. Du musst das nicht allein wuppen. Und lass dir nicht einreden, du seist weniger wert, weil du keine Mutter bist. Dein Kind braucht dich – nicht als Ersatz, sondern als das Original, das du bist.

Ich bin alleinerziehender Papa. Und ja, ich liebe es. Nicht trotz allem, sondern wegen allem.

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