FamilienlebenErziehungstipps mit HumorWer hat hier eigentlich das Sagen?

Wer hat hier eigentlich das Sagen?

Papa sagt Nein. Mama sagt Vielleicht. Kind sagt: Ich frag nochmal.

Willkommen im ganz normalen Familienparadox – auch bekannt als: Eltern versuchen Einigkeit, Kind nutzt die Lücke. Wenn du auch so ein Exemplar zuhause hast, das mit der Logik eines kleinen Anwalts durchs Wohnzimmer zieht, dann schnall dich an. Es wird witzig, es wird chaotisch – und es wird ehrlich. Denn was sich anhört wie ein harmloser Dialog, kann in Wirklichkeit zur diplomatischen Großkrise am Küchentisch werden.

Ich erinnere mich an einen dieser typischen Abende. Mein Sohn, fünf Jahre jung und mit der Schlagfertigkeit eines Stand-up-Comedians, fragt: „Darf ich noch ein Eis?“ Ich, müde vom Tag, klar und deutlich: „Nein, es ist schon spät.“ Fünf Sekunden später hör ich aus der Küche: „Mamaaa? Papa hat Nein gesagt, aber was meinst du?“ Und dann dieses Unschuldslächeln, bei dem selbst Disney-Prinzessinnen neidisch werden würden. Ich wusste sofort: Ich wurde übergangen. Und Mama? Stand gerade mit der Einkaufsliste in der Hand, halb im Gedankenkarussell. Ihre Antwort: „Hm … vielleicht.“ Und schon hatte der kleine Stratege ein Türchen gefunden.

Die perfekte Taktik – von kleinen Verhandlern gelernt

Unsere Kinder sind clever. Und ehrlich gesagt: Wenn ich in ihrem Alter so strategisch gedacht hätte, wäre ich wahrscheinlich heute UN-Generalsekretär. Sie checken sehr genau, wo sie mehr Chancen haben. Wer gerade abgelenkt ist. Oder wer einfach weniger Nerven hat, um einen Grundsatzstreit über Schokopudding vor dem Abendbrot zu führen. Sie beobachten, analysieren und schlagen dann zu – charmant, niedlich und mit dem vollen Einsatz kindlicher Überzeugungskraft.

Einmal fragte mich meine Tochter, ob sie einen zweiten Joghurt essen dürfe. Ich sagte Nein, weil das Abendessen schon auf dem Herd stand. Zwei Minuten später stand sie bei Mama, mit dem Satz: „Papa meinte, ich soll dich fragen, weil du es besser weißt.“ Kein Scherz. Ich hätte fast applaudiert. Diese Kinderlogik ist nicht nur unterhaltsam, sie ist manchmal auch messerscharf.

Was hier passiert, ist nicht etwa Böswilligkeit. Es ist pures Alltagsverhandeln. Kinder sind kleine Profis im Testen von Grenzen. Und sobald sie merken, dass Mama und Papa sich nicht ganz einig sind, wird nachverhandelt – mit Charme, Drama oder notfalls auch mit Tränen. Ihre Welt ist flexibel, ihre Argumente kreativ. Und wir stehen dazwischen und versuchen, unsere erzieherische Würde zu bewahren.

Team Eltern: Kommunikation ist keine Kür, sondern Pflicht

Die ehrliche Antwort auf das „Warum klappt das bei uns nie mit dem Einer sagt was, alle halten sich dran?“ ist oft simpel: Wir Eltern sprechen nicht immer sofort miteinander. Ist ja auch kein Wunder – wer hat schon bei jedem Kinderwunsch direkt eine Krisensitzung? Zwischen Brotdose schmieren, Wäsche falten und Homeoffice bleibt da oft wenig Zeit für diplomatische Abstimmungen.

Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer. Denn wenn Mama „vielleicht“ sagt und Papa vorher „nein“, dann wird das in Kinderohren zu einem schimmernden Hoffnungsschimmer. „Vielleicht“ klingt für sie wie ein „Komm, probier’s nochmal, diesmal klappt’s!“ Und schwupps, hat das Kind das Ruder übernommen.

Mein bester Trick? Wenn ich NEIN sage, versuch ich – so mühsam es manchmal ist – danach schnell zu flüstern: „Ich hab Nein gesagt, sag bitte auch Nein, sonst tanzt er uns gleich auf dem Kopf rum.“ Manchmal klappt’s. Manchmal schauen wir uns auch an und wissen: verloren. Aber wenigstens gemeinsam verloren. Und das zählt mehr, als man denkt. Einheitliche Entscheidungen schaffen Sicherheit. Auch wenn es nicht immer perfekt läuft, ist es wichtig, dass das Kind merkt: Die meinen’s ernst – und die meinen’s gemeinsam.

Was Kinder dabei eigentlich lernen (und was wir lernen sollten)

Unsere Kids lernen: Kommunikation ist Macht. Wer fragt, kriegt Antworten. Wer öfter fragt, hat mehr Chancen. Klingt erstmal negativ – ist es aber gar nicht. Ich meine: Wie cool ist es eigentlich, dass unsere Kinder so mutig, kreativ und strategisch sind? Sie probieren aus, wie weit sie gehen können. Sie experimentieren mit Worten. Und ganz ehrlich: Wenn wir später mal wollen, dass sie für sich einstehen – dann ist das die beste Übung überhaupt.

Was wir ihnen beibringen können, ist: Ja, du darfst fragen. Aber du musst auch lernen, dass ein Nein ein Nein bleibt. Und dass Mama und Papa nicht zwei verschiedene Welten sind – sondern ein Team. (Auch wenn’s bei uns manchmal eher wie ein chaotisches Fußballspiel ohne Regeln wirkt.)

Und wir? Wir lernen, dass es hilft, kurz innezuhalten, bevor man antwortet. Manchmal reicht ein „Was hat Papa gesagt?“ um zu merken: Ach, wir sind schon wieder mitten in der Diplomatie-Falle. Und manchmal ist es auch okay, den Ball kurz zurückzuspielen: „Gute Frage – lass uns mal gemeinsam überlegen, was heute noch passt.“ Das holt alle ab und entschärft oft die Situation.

Wenn das Kind zum Familienmanager wird

Ich hab letztens mitgehört, wie mein Sohn seiner kleinen Schwester erklärt hat: „Du musst erst Papa fragen. Der sagt Nein. Dann Mama. Die sagt Vielleicht. Dann kriegst du’s bestimmt.“ Ich war gleichzeitig stolz und völlig überfordert. Was für eine Analyse! Das ist keine Erziehung, das ist eine Verhandlungstaktik auf höchstem Niveau. Und ich sag dir: Wenn er später mal im Vertrieb arbeitet, wundert mich gar nichts mehr.

Aber: Auch das gehört zur Entwicklung dazu. Kinder lernen, sich zu behaupten, Strategien zu entwickeln – und am Ende, mit ein bisschen Glück, auch Kompromisse zu akzeptieren. (Oder eben ein Alternativprogramm wie „Heute kein Eis, aber wir machen uns morgen zusammen einen Milchshake.“ – Klappt meistens.)

Und manchmal, da überrascht einen das Kind mit Reife. „Okay, dann eben kein Eis. Aber morgen wirklich, ja?“ – Zack, Verhandlung auf Augenhöhe. Ich hab ihm fast einen Vertrag unterschrieben.

Fazit: Bleibt standhaft – oder fallt gemeinsam um, aber mit Stil

Es wird immer wieder diese Situationen geben, in denen einer Nein sagt, der andere Vielleicht, und das Kind daraus einen Hoffnungsschimmer strickt. Wichtig ist nicht, dass wir immer perfekt reagieren – sondern dass wir irgendwann wieder auf einer Linie landen. Einheit ist kein Dauerzustand, sondern eine Entscheidung, die wir immer wieder treffen müssen.

Und wenn wir dabei manchmal selbst in die Trickkiste greifen müssen – mit kleinen Geheimzeichen, abgesprochenen Codes oder einfach einem müden Lächeln über das Verhandlungsgeschick unserer Kinder – dann ist das absolut okay.

Denn am Ende sind wir nicht nur Eltern, sondern auch Teamplayer. Und jedes Team darf mal verlieren. Hauptsache, es spielt fair. Und manchmal, ganz manchmal, lassen wir das Kind auch mal gewinnen. Einfach, weil es clever verhandelt hat. Und weil es uns zeigt, dass wir vielleicht doch nicht alles falsch machen.

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