So war mein erster Elternabend

Zwischen Namensschildern, Pädagogen-Phrasen und der Suche nach dem richtigen Lächeln

Ich dachte ja wirklich, ich sei vorbereitet. Frisch geduscht, Polohemd statt T-Shirt, sogar ein Notizbuch hatte ich eingepackt – falls man sich was aufschreiben muss, du weißt ja nie. Ich kam also zum allerersten Elternabend meines Lebens mit einer Mischung aus Stolz und Nervosität. Schließlich bin ich jetzt nicht nur Vater – ich bin Teil dieses geheimen Clubs der „Elternsprecherwahl, Top 7 der Tagesordnung“-Leute. Spoiler: Ich war komplett überfordert.

Schon auf dem Parkplatz fing es an. Überall Eltern, manche in Business-Outfits, andere in Jogginghose. Ich mittendrin, mit leicht schwitzenden Händen und dem Gedanken: „Sag einfach nix Peinliches. Und lächle nicht zu viel.“ Als ich durch die Glastür ging, schlug mir eine Mischung aus Schulflur, Desinfektionsmittel und Angstschweiß entgegen. Ich fühlte mich ein bisschen wie früher beim Elternsprechtag – nur war ich jetzt auf der anderen Seite.

Der Raum der Wahrheit: kleine Stühle, große Themen

Der Klassenraum roch nach Tafelkreide, Staub und Spannung. Ich setzte mich auf einen dieser winzigen Kinderstühle, auf denen man entweder lächerlich oder lächerlich unbequem aussieht. Neben mir ein anderer Papa – Hemd, Bart, nervöses Lächeln. Wir nickten uns zu wie zwei Soldaten, die in den gleichen Graben gefallen sind. Ich stellte schnell fest: Es ist wie im echten Leben – die Mütter reden, die Väter nicken.

Die Lehrerin, Frau M., begrüßte uns mit einem Lächeln, das in 15 Jahren Berufserfahrung trainiert wurde, und erklärte dann, wie der Schulalltag unserer Kinder abläuft. Ich nickte, machte mir Notizen – aber ehrlich gesagt war ich hauptsächlich damit beschäftigt, nicht zu gähnen oder etwas Dummes zu sagen, wenn ich spontan angesprochen werde. Und in meinem Kopf dachte ich ständig: „Hoffentlich gibt’s gleich eine Pause. Oder wenigstens Kekse.“

Namen merken? Ein Ding der Unmöglichkeit

Es folgte die klassische Vorstellungsrunde. Ich hätte es wissen müssen. „Sagt bitte euren Namen, euer Kind und was ihr beruflich macht.“ Innerlich schrie ich: „Warum?“ Äußerlich sagte ich brav: „Ich bin Andreas, mein Sohn heißt Leo, und ich arbeite im IT-Bereich.“ Danach kamen 17 weitere Eltern. Ich habe exakt zwei Namen behalten. Einen davon, weil er denselben Nachnamen hat wie unser Nachbar. Den anderen, weil er sich verplappert hat und sagte, dass er eigentlich gar keinen Bock auf den Elternabend hatte – Sympathiepunkte!

Während die anderen sich vorstellten, ging mein Blick über die Tische. Aushänge, Stundenpläne, kleine Kunstwerke unserer Kinder. Mein Sohn hatte einen Löwen gemalt, der eher wie ein explodierter Föhn aussah – aber ich war stolz. Kurz überkam mich so ein Gefühl von „Wow, ich bin wirklich Papa. Und das ist echt sein Platz hier.“

Elternvertreterwahl – das Minenfeld des Abends

Dann kam der spannende Teil: die Wahl der Elternvertreter. Ich schwöre, in dem Moment haben alle intensiver auf den Boden geschaut als in jeder Yogastunde. Niemand wollte es machen. Die Lehrerin versuchte es mit einem Lächeln: „Es wäre schön, wenn sich jemand freiwillig meldet.“ Es herrschte betretenes Schweigen. Schließlich meldete sich eine Mama, die wohl das Bedürfnis hatte, für ihre WhatsApp-Organisationstalent endlich mal Anerkennung zu bekommen. Und ein Papa – der, den ich sympathisch fand. Ich applaudierte, zu enthusiastisch, was mir einen fragenden Blick meiner Sitznachbarin einbrachte.

Es folgte die Wahl zum zweiten Vertreter. Und plötzlich – völlig aus dem Nichts – fragte Frau M.: „Und vielleicht ein Papa für die Reserveposition?“ Ich weiß bis heute nicht, wie es passiert ist, aber ich habe mich gemeldet. Reflex, Gruppendruck oder die plötzliche Sehnsucht nach Dazugehörigkeit – keine Ahnung. Jedenfalls bin ich jetzt Ersatz-Elternvertreter. Was das genau bedeutet? Ich recherchiere noch.

Zwischen Zetteln, Regeln und einem Hauch Kuchenhoffnung

Nach einer halben Stunde drehte sich alles um Elternbriefe, WhatsApp-Gruppen, gesunde Pausensnacks und bitte keine Schokoriegel in der Brotdose. Ich fühlte mich plötzlich wie ein Teilnehmer in einem pädagogischen Bootcamp. Ganz ehrlich? Ich hatte gehofft, es gäbe zumindest Kaffee oder ein Stück Kuchen. Gab’s nicht. Nur Infomaterial. In Farbe. Immerhin.

Wir sprachen über Hygienevorgaben, Geburtstagsfeiern ohne Süßkram, den Umgang mit digitalen Medien – und darüber, dass Kinder „nicht zu viel Fortnite schauen sollen“. Ich wusste nicht mal, dass man Fortnite schauen kann. Wieder was gelernt. Ich machte mir fleißig Notizen, obwohl ich nach der Hälfte den Überblick verlor, ob das jetzt noch Info oder schon Meinung war.

Mein Fazit: Nicht schlimm, aber auch kein Hobby

Nach knapp anderthalb Stunden verließen wir den Raum – ein bisschen steif vom Sitzen, ein bisschen müde vom Zuhören, aber irgendwie auch ein bisschen stolz. Ich war dabei. Ich habe überlebt. Und ich hatte das Gefühl, wenigstens einmal kurz einen Blick hinter die Kulissen des Schulalltags meines Kindes geworfen zu haben.

Und trotz allem: Ich hab mich nicht blamiert, ich hab mich eingebracht (ungewollt zwar, aber immerhin), und ich hab verstanden, wie viel Organisation und Kommunikation nötig ist, damit so ein Klassenleben funktioniert.

Würde ich nochmal hingehen? Ja. Aber nächstes Mal bring ich mir ein Kissen mit. Oder ein Stück Kuchen. Oder beides. Und vielleicht frag ich vorher, ob jemand Lust hat, zusammen einen Elternabend-Survival-Guide zu schreiben. Ich hätte da ein paar Tipps…

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