Ich geb’s zu: Baumärkte waren schon immer mein Spielplatz. Und als ich erfahren hab, dass ich Papa werde, dachte ich direkt an Werkzeug, Regale und… nun ja, auch ans Kinderzimmer. Was lag also näher, als zu schauen, ob man nicht zumindest einen Teil der Baby-Erstausstattung im Baumarkt bekommt? Spoiler: Man bekommt – Überraschung! – mehr als gedacht. Und ein paar schräge Blicke gratis obendrauf.
Es beginnt mit dem Nestbautrieb – auch bei Papas
Während meine Frau abends Babykataloge durchstöberte, saß ich mit Zollstock und Skizzenblock da und plante das perfekte Babyregal. Irgendwas in mir wollte etwas bauen, schaffen, vorbereiten. Vielleicht war’s der berühmte Nestbautrieb – oder einfach die Ausrede, in den Baumarkt zu dürfen, ohne blöd angeschaut zu werden.
Ich war jedenfalls plötzlich auf einer Mission: unser Zuhause ein bisschen babyfreundlicher zu machen – mit meinen eigenen Händen. Das hatte was von Kontrolle zurückgewinnen inmitten all der Unsicherheit, die so ein bevorstehender Familienzuwachs mit sich bringt. Und hey, als Papa will man schließlich auch was beitragen, oder?
Und mal ehrlich: Es war auch eine schöne Art, sich selbst ein bisschen abzulenken. Die To-do-Liste wird mit jedem Tag länger, die Fragen im Kopf auch – da tut’s gut, mit Akkuschrauber in der Hand einfach mal ein Regal zu bauen.
Was der Baumarkt (unerwartet) für die Babyausstattung hergibt
Ich war ehrlich überrascht, wie viele Dinge man für die erste Babyzeit auch außerhalb von Drogerien und Babyshops bekommt. Natürlich keine Schnuller oder Bodys – aber dafür richtig nützliche Basics:
- Regalbretter und Wandhalterungen für Wickel- oder Stauraum-Ecken
- Kabelkanäle und Steckdosensicherungen – für kindersicheres Wohnen
- Lacke auf Wasserbasis – ideal zum Streichen von Babybett oder Möbeln
- Werkzeug zum Selbstbau von Möbeln oder Spielzeugkisten
- LED-Nachtlichter und Bewegungsmelder für sanfte Beleuchtung beim nächtlichen Wickeln
Außerdem gab’s super praktische Aufbewahrungskisten, weiche Teppiche für die spätere Krabbelphase und sogar schadstofffreie Leimsorten für DIY-Projekte. Was ich gelernt hab: Baumärkte können mehr Baby, als man denkt – man muss nur wissen, wonach man sucht. Und bitte: immer auf kindgerechte Materialien achten. Ich hab gefühlt 30 Minuten damit verbracht, die Inhaltsstoffe eines Lacks zu googeln. #PapaParanoia
Noch ein Geheimtipp: In der Gartenabteilung hab ich ein kleines Hochbeet gefunden – daraus ist später ein robuster Spieltisch geworden. Klar, war nicht dafür gedacht, aber hey, ein bisschen Kreativität gehört dazu.
Zwischen Schraubenziehern und Schnulleralarm
Natürlich war ich nicht allein im Baumarkt. Während ich versuchte, zwischen Winkeln und Schrauben die perfekte Lösung für einen DIY-Wickeltisch zu finden, stand ein älterer Herr neben mir, sah in meinen Einkaufswagen und fragte trocken: „Für’n Hochsitz oder für’n Kinderzimmer?“ Ich lachte und sagte: „Beides irgendwie.“ Ab da wurde ich von gefühlt jeder zweiten Kundin entweder bewundert oder bemitleidet.
Aber hey, wer sagt denn, dass Babyausstattung immer rosa-hellblau und online bestellt sein muss? Ich fühlte mich ein bisschen wie der Chuck Norris der Babyvorbereitung – mit Holzbrett statt Windelpackung.
Was mich aber wirklich erstaunt hat: Wie freundlich und hilfsbereit die Mitarbeiter waren. Einer hat mir sogar einen Tipp gegeben, wie ich ein Regal besonders kippsicher an die Wand bekomme – „wenn der Kleine erstmal zieht, fällt sonst alles runter“, meinte er. Ich nickte ehrfürchtig. Da sprach Erfahrung.
Der schönste Moment war, als eine junge Familie mit Baby an mir vorbeiging und der Papa mir zunickte – so ein stilles „Ich weiß genau, was du da machst“. Dieses Nicken war besser als jedes Gütesiegel.
Was ich tatsächlich gebaut habe – mit Liebe und Improvisation
Am Ende meines kleinen Papa-Projekts standen:
- ein selbstgebautes Wandregal über der Wickelkommode
- eine Aufbewahrungskiste auf Rollen für Windeln und Pflegekram
- ein kleines Bücherbord, das später zur Ritterburg umfunktioniert wurde
- eine Babyhängelampe mit gedimmtem Licht – aus einer alten Obstkiste gebaut
- und ein Beistelltisch aus Palettenresten, den ich jetzt liebevoll „Milchflaschen-Ablage“ nenne
Und das Beste: Ich war stolz wie Oskar. Nicht, weil’s perfekt war. Sondern weil es von mir war. Mit eigenen Händen gemacht. Und ja, schief ist auch gemütlich. Die Schraube, die ich beim ersten Regal vergessen hatte, wurde später zur legendären „Papa-Spezialverbindung“ erklärt.
Meine Frau war übrigens anfangs skeptisch – am Ende aber begeistert. „Sieht schief aus, aber es hält. Passt also zu uns“, meinte sie. Und genau das ist doch Familie, oder?
Warum Baumarktprojekte mehr sind als nur Deko
Vielleicht geht’s gar nicht nur um Regale und Lampen. Vielleicht ist das Ganze auch ein bisschen Therapie. Papa wird aktiv, Papa packt an, Papa hat das Gefühl, etwas zu tun in einer Zeit, in der vieles noch ungewiss ist. Klar, ich kann keine Wehen übernehmen, aber ich kann bohren, schrauben, streichen.
Es war auch eine gute Gelegenheit, meinem Kind später mal zeigen zu können: „Das hier hab ich gebaut, da warst du noch nicht mal geboren.“ Und ich hoffe insgeheim, dass es in ein paar Jahren sagt: „Krass, Papa, das hast du gemacht?“ Und nicht: „Warum quietscht das Regal eigentlich so?“
Und wenn man genau hinschaut, steckt in jedem Projekt auch ein kleines Stück von dem Wunsch, ein sicherer, kreativer, zuverlässiger Papa zu sein. Jemand, der nicht nur da ist, sondern aktiv mitgestaltet – vom ersten Tag an.
Muss es der Baumarkt sein?
Nein. Aber es darf. Für viele Papas ist das ein vertrauter Ort. Einer, wo sie nicht wie ein Fremdkörper wirken – anders als vielleicht im Babymarkt zwischen Bio-Beißringen und Still-BHs. Im Baumarkt darf man nach Dübeln fragen, ohne dabei rot zu werden. Und das tut gut.
Außerdem entstehen dort oft die besten Ideen: Eine beschichtete MDF-Platte wurde bei mir zur Wickelunterlage, eine Kleiderstange zum mobilen Spielbogen. Es geht nicht ums perfekte Produkt – es geht darum, etwas mit Herz zu machen. Und vielleicht ist genau das die beste Vorbereitung aufs Papa-Sein.
Noch ein Bonus: Ich hab im Baumarkt zum ersten Mal seit langem wieder bewusst allein Zeit verbracht. Kein Handy, keine Nachrichten – nur ich, meine Liste und der Geruch von frischem Holz. So etwas tut auch mal gut, mitten im Babychaos.
Fazit: Baumarkt und Baby – das passt besser als gedacht
Wenn du als werdender Papa das Gefühl hast, du möchtest was tun – dann geh los. In den Baumarkt, in die Werkstatt oder einfach nur ans Regalbrett. Es muss nicht teuer, es muss nicht perfekt sein. Aber es darf deins sein.
Und glaub mir: Wenn du nachts neben deinem schlafenden Baby stehst und deine selbstgebaute Wickelkommode leise knarzt – dann weißt du, dass es genau richtig war.
Vielleicht ist es gar nicht wichtig, ob’s am Ende Instagram-tauglich aussieht. Wichtig ist, dass du was gemacht hast. Für dein Kind. Für euch. Und ein kleines bisschen auch für dich selbst.