Ich sag’s dir, kaum ist der Test positiv, wird dein Kopf zu einem Pingpong-Tisch. Emotionen auf der einen Seite, Fragen auf der anderen. Und eine dieser Fragen, die früher oder später unweigerlich aufschlägt, ist: Wann sag ich’s meinem Chef? Klar, erstmal willst du das alles selbst realisieren. Doch sobald sich der erste Freudentaumel gelegt hat und du beim nächsten Teammeeting plötzlich an Windelgrößen denken musst, weißt du: Das Thema lässt sich nicht ewig wegschieben.
Die ersten Tage: Zwischen Vorfreude und Schweigepflicht light
Bei uns war’s so: Wir haben erstmal ein kleines Geheimnis draus gemacht. Nur wir zwei, ein bisschen wie bei einem coolen Undercover-Projekt. Ich hatte diesen kleinen Baby-Geheimcode im Kopf und bin mit einem Dauergrinsen durch den Büroalltag marschiert. Gleichzeitig schwebte über mir diese Frage wie ein nerviger Reminder: „Wann ist der richtige Zeitpunkt?“ Und obwohl ich rein rechtlich ja zu gar nichts verpflichtet war, hatte ich das Gefühl, mit jeder Zoom-Konferenz meine Tarnung ein kleines bisschen mehr zu verlieren.
Ganz ehrlich: Es gibt ihn nicht. Also nicht den perfekten Moment, der dir ein warmes Bauchgefühl plus Applaus garantiert. Aber es gibt ein paar Dinge, die du bedenken solltest – und die mir geholfen haben, meinen Moment zu finden. Zum Beispiel: Wie gut ist dein Verhältnis zur Führungskraft? Wie familienfreundlich ist dein Unternehmen wirklich – nicht nur laut Imagebroschüre? Und auch: Wie gut kannst du dich konzentrieren, wenn du innerlich schon den Geburtsvorbereitungskurs planst?
Bauchentscheidung trifft Bürowelt: Timing ist alles
Im ersten Trimester sagen viele erstmal gar nichts. Einfach, weil das Risiko für Komplikationen in den ersten zwölf Wochen höher ist. Auch wir haben gewartet. Einerseits wegen der Unsicherheit, andererseits auch, weil ich erstmal selbst sortieren musste, was da gerade passiert. Mein Kopf war voller Fragen, die nichts mit Präsentationen und Deadlines zu tun hatten.
Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem es sich nicht mehr richtig anfühlt, das Thema totzuschweigen. Bei mir war’s um die 13. Woche rum. Wir hatten den ersten großen Ultraschall hinter uns, alles sah gut aus, und ich merkte: Jetzt will ich’s nicht mehr für mich behalten. Und ganz ehrlich – man merkt’s dir irgendwann auch einfach an. Diese Mischung aus Verpeiltheit, Glückseligkeit und plötzlich gesteigertem Interesse an Elternzeitregelungen bleibt selten unbemerkt.
Wie sag ich’s denn nun? (Spoiler: Nicht per WhatsApp)
Ich wollte das Gespräch persönlich führen. Auch wenn’s mir innerlich den Magen zusammenzog – ich wusste, das gehört einfach dazu. Ich hab meinen Chef um einen kurzen Termin gebeten, und ja, ich hab vorher tausendmal überlegt, wie ich’s formuliere. Ich hab mir sogar Notizen gemacht, als wär’s ein Bewerbungsgespräch.
Was ich gelernt habe: Bleib ehrlich, bleib ruhig, und mach klar, dass du Verantwortung übernimmst – beruflich wie privat. Mein Chef hat erstmal kurz überrascht geguckt, dann aber sehr positiv reagiert. Kein Drama, kein Stress – nur ein: „Wow, Glückwunsch! Und wie gehen wir’s jetzt an?“
Was auch geholfen hat: Ich hatte direkt ein paar Ideen parat, wie ich meine Aufgaben in der Elternzeitphase organisieren kann. Klar, nichts war fix – aber es zeigte, dass ich’s ernst meine. Und mal ehrlich: Wenn du selbst vorbereitet bist, kannst du solche Gespräche viel entspannter führen. Niemand erwartet, dass du schon den perfekten Übergabeplan in der Tasche hast – aber dass du mitdenkst, macht einen guten Eindruck.
Rechte, Pflichten und das gute alte Bauchgefühl
Klar, rechtlich bist du auf der sicheren Seite – spätestens ab dem Mutterschutz deiner Partnerin. Aber der menschliche Aspekt ist oft viel entscheidender. Eine gute Beziehung zum Vorgesetzten kann dir helfen, gemeinsam Lösungen zu finden: flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Elternzeitplanung – all das wird einfacher, wenn ihr offen redet. Und was viele vergessen: Auch als Vater kannst du Elternzeit nehmen. Ja, wirklich – nicht nur zwei Monate, sondern mehr, wenn du willst. Ob das mit deinem Job vereinbar ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber es ist dein Recht.
Was mir geholfen hat: Ich hab mir vorher überlegt, was ich brauche – und was ich anbieten kann. So wurde aus dem Gespräch keine Bittstellung, sondern ein echtes Miteinander. Und das hat nicht nur mir, sondern auch meinem Chef den Druck genommen. Wir haben dann gemeinsam einen Plan gemacht – grob zwar, aber immerhin ein Anfang.
Und was ist mit den Kollegen?
Auch so eine Sache: Sag ich’s erst dem Chef oder gleich der ganzen Abteilung? Mein Tipp: Erst der Chef, dann der Flurfunk. Sonst wirkt’s schnell so, als würdest du deine Chefin oder deinen Chef umgehen. Danach kannst du’s aber ruhig genießen – die Glückwünsche, das Schulterklopfen, das „Wie weit ist sie denn?“
Ich geb’s zu: Das war ein schöner Moment. Weil ich gemerkt hab, wie sehr sich andere mitfreuen können. Und weil ich’s endlich nicht mehr geheim halten musste. (Was gar nicht so leicht ist, wenn man nebenbei Namen googelt oder plötzlich Kinderwagen-Vergleiche offen auf dem Bildschirm hat.) Und ja, natürlich kamen auch die klassischen Sprüche: „Schlaf schon mal vor!“, „Jetzt wird’s ernst!“, „Noch kannst du durchschlafen!“ – aber irgendwie gehört das dazu. Und es fühlte sich gut an, Teil dieses neuen Kapitels zu sein.
Fazit: Sag’s dann, wenn es sich richtig anfühlt – aber sei vorbereitet
Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt, aber es gibt einen guten – deinen. Der Moment, in dem du dich sicher genug fühlst und weißt: Jetzt kann ich’s sagen. Vielleicht brauchst du dafür 10 Wochen, vielleicht 20. Wichtig ist, dass du dir vorher Gedanken machst, wie du’s angehen willst. Und auch: Dass du deinem Bauchgefühl vertraust. Du kennst deinen Chef, deine Firma, deine Situation – das ist dein Spielfeld.
Und hey: Du wirst Papa. Das ist Grund genug, auch mal mit einem dicken Grinsen durchs Büro zu laufen. Vielleicht sogar mit Babybody im Rucksack. Man weiß ja nie, wann man spontan zum Erzählen eingeladen wird.